The Way of Awareness – an immersion experience in Mindfulness and Heartfulness
Published by Martina Esberger on
The Way of Awareness – an immersion experience in Mindfulness and Heartfulness
Ein Retreat mit Jon und Will Kabat-Zinn in Salzburg
St. Virgil, ein Bildungshaus und Veranstaltungszentrum der katholischen Kirche in Salzburg wurde in der Kar-Woche Rückzugsort für ein Retreat mit Jon Kabat-Zinn und seinem Sohn Will. Das großartige von Wilhelm Holzbauer entworfene Haus mit einer runden Kapelle, die von Josef Mikl mit Fresken ausgestattet wurde, war der perfekte Ort, um mehrere Tage Innezuhalten.
Fast zweihundert Menschen aus ganz Europa nahmen den Weg auf sich, um mit dem Wegbereiter der modernen Achtsamkeits-Bewegung einige Tage in Stille zu verbringen, um seine Worte zu lauschen und um sich inspirieren zu lassen.
Jon Kabat-Zinn, PhD, Professor Emeritus für Medizin an der University of Massachusetts Medical School, ist Gründer des Center for Mindfulness in Medicine, Health Care, and Society. Seine Forschungskarriere fokussierte sich auf die Geist-Körper-Interaktionen bei der Heilung und den klinischen Anwendungen von Achtsamkeitstrainings für Menschen mit chronischen Schmerzen und mit Stress verbundenen Störungen. Ende der siebziger Jahre entwickelte er Mindfulness-Based Stress Reduction, einen acht-Wochen Kurs, ursprünglich für austherapierte PatientInnen im Krankenhaus. Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz MBSR genannt kombiniert Methoden aus dem Hatha Yoga und Vipassana und vermittelt Teilnehmern das Wissen um die Rolle der eigenen Verantwortung im Umgang mit Körper, Geist und Gefühlswelt. Die informelle Achtsamkeit erinnert uns im Alltag gegenwärtig zu sein, bei allem, was wir tun. Eine Körper-Geist basierte Ausrichtung als komplementäre Behandlung, so wichtig als Ergänzung zum therapiebasierten medizinischen Ansatz.
Die jahrzehntelange Arbeit von Jon Kabat-Zinn hat dazu beigetragen, dass Achtsamkeit im Mainstream angekommen ist. Heute werden Achtsamkeitstrainings und MBSR-Kurse auf der ganzen Welt in Krankenhäusern, Schulen, Universitäten, Unternehmen, Gefängnissen und in der Politik angewendet.
Seine zahlreichen Bestseller wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und bringen die Themen individuelle und kollektive Verantwortung für unseren Planeten, sowie den Klimawandel ebenfalls ins Gespräch. Warum ist Bewusstheit die Basis für menschlich integreres Handeln? In unserer disruptiven, sich ständig verändernden äußeren Welt ist ein stabiler innerer Kompass überlebenswichtig, ganz besonders um mit nicht-linearen Realitäten klarzukommen.
Achtsamkeit wird oft als das Herz buddhistischer Meditation bezeichnet, obwohl sie weit mehr als das ist. In ihrer elementarsten Erscheinungsform ist Achtsamkeit eine der Grundfunktionen des Bewusstseins, ohne dem es keinerlei Objektwahrnehmung gibt. Der deutsche Theravada Mönch und buddhistischer Gelehrte, Nyanaponika Thera, beschreibt Achtsamkeit wie folgt:
„Der selbst das Verborgene öffnende Schlüssel zur Erkenntnis des Geistes und damit der Einsatzpunkt;
Das nie versagende Werkzeug zur Formung des Geistes und damit der Angelpunkt;
Das Wahrzeichen der gewonnen Befreiung des Geistes und damit der Höhe und Endpunkt“. (Nyanaponika, Geistestraining durch Achtsamkeit, Verlag Beyerlein & Steinschulte, 2007).
Der Ablauf des intensiven Retreats erlaubte uns, die eigene Erfahrung in all seinen Facetten wahrzunehmen, im Einklang mit der Bewusstheit oder der fortwährenden „Awareness“. Um 6:00 Uhr morgens saßen wir bereits im Schweigen auf Kissen, Hocker oder auf Stühlen im Meditationsraum. Abends um ca. 22:00 Uhr ging der Tag zu Ende. In dem wir nahtlos von der Meditation im Sitzen in die Meditation im Gehen oder in Bewegung wechselten, hielten wir die „Bewusstheit“ aufrecht, Augenblick für Augenblick. Zwei Tage verbrachten wir komplett in Stille, in Resonanz mit uns selbst, beim Sitzen, beim Stehen, beim Liegen, beim Essen und ganz besonders Schritt für Schritt bei der Geh-Meditation, während unsere Fußsohlen den Boden oder die Erde berührten, fast wie im Tanz. In Zeitfenster des achtsamen Dialogs und des Teilens der individuellen Erfahrung war das Sprechen erlaubt. Das Fehlen der Kommunikation miteinander, ein Handy-Verbot und damit der ständigen Ablenkungen, der wir üblicherweise ausgesetzt sind, führte zum Aufbau eines sehr intensiven, subtilen Feldes in der Gruppe, das deutlich spürbar war.
In den Anleitungen und immer wieder als Kommentar zu Fragen oder Erfahrungen der Teilnehmenden, sprachen Jon und Will den achtsamen Umgang vor allem mit schwierigen Emotionen, Schmerzen sowie Gedanken an. Indem der Geist und die aufkeimenden Emotionen und Gefühle als Prozess beobachtet werden, wird bewusst, dass Gedanken entstehen, verweilen, um dann zu vergehen. Die Akzeptanz und Annahme dessen, was im Augenblick geschieht, erleichtert eine Betrachtung wie von außen, eine Distanzierung und ein Verständnis für die Wirkungsweise des Geistes. Daraus entstehen Klarheit und Gelassenheit und die Fähigkeit diesen Prozess bewusst wahrzunehmen, so wie auf einem großen Bildschirm. Wie Wolken am Himmel, die vorbeiziehen.
Ein Highlight war die „Choiceless Awareness-Meditation” oder auch “nicht-Meditation”. Das Sitzen in Stille mit erweitertem Bewusstsein, ohne Fokus auf ein bestimmtes Objekt, ist eine Form der Meditation, die in einigen Traditionen des Mahayana-Buddhismus praktiziert wird.
“Just this moment, just this breath, just this sitting here, just this being human. Just this. Just this.”
Die Interaktion von Vater und Sohn zu beobachten war eine wunderbare Erfahrung. Die buddhistisch geprägte Weisheit von Jon und die natürliche, dem Zeitgeist entsprechenden Einsichten von Will, machten das Retreat zu einem berührenden, einzigartigen, inspirierenden Erlebnis. Der ständig präsente Humor war ansteckend. So viel gelacht mit Tiefgang habe ich schon lange nicht mehr.
Unter dem fantastischen Panorama der schneebedeckten Gipfel des Watzmanns und des Unterbergs bildeten wir zum Abschluss am Samstag einen kreisförmigen menschlichen Gipfelzug und ließen unsere Lebensenergie von Hand zu Hand fließen, mit der Intention die „Awareness“ immer wach bei uns zu tragen. Eine einsichtsvolle, herzliche Woche in einer wunderbaren Gemeinschaft ging zu Ende. Danke Arbor-Seminare und dem großartigen achtsamen Team von St. Virgil für die perfekte Organisation und Durchführung des Retreats.
Hier und jetzt im Augenblick sein, so wie Jon immer wieder zu sagen pflegt „Achte einfach auf den jetzigen Moment, ohne zu versuchen ihn auf irgendeine Weise zu verändern. Was passiert? Was spürst Du? Was fühlst Du? Was siehst Du? Was hörst Du?“ Denn das Leben findet nur im gegenwärtigen Augenblick statt, von Moment zu Moment zu Moment, Atemzug für Atemzug……immer wieder NEU!
Bilder-Nachweis: Privat, Arbor-Seminare, https://jonkabat-zinn.co